1980-1990
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Hans Joachim Reh 1980Der Posaunenchor
Langgöns
unter der Leitung
von Hans Joachim Reh
(1976 -1986)


 
Als am 19. Dezember 1976 die Glocken um 10.00 Uhr verstummten, war unsere Kirche bis auf den letzten Platz besetzt. Viele Gemeindeglieder nahmen an diesem Gottesdienst teil um die neue Orgel, die an diesem 4. Advent eingeweiht wurde, zu hören, in diesem Festgottesdienst wurde Richard Boller, mein Vorgänger als Leiter des Kirchen- und Posaunenchores, offiziell verabschiedet. Über Jahrzehnte hatte er beide Chöre mit unglaublich viel Engagement, Geduld und Ausdauer geleitet, ich selbst habe als 9-jähriger die ersten musikalischen Gehversuche im Posaunenchor unter seiner Leitung unternommen und war seitdem Mitglied des Chores, ich wußte also was mich erwartete, als ich nach der Sommerpause 1976 meinen Dienst antrat. Beide Chöre standen auf einem, für unsere Verhältnisse, musikalisch hohem Niveau. „Mehr Cultura", diese Worte sind mir noch im Ohr, diese Worte, die wir immer dann hörten, wenn wir zu ungestüm in unsere Trompeten und Posaunen geblasen hatten, diese Worte hatten Wirkung hinterlassen und für musikalische Qualität gesorgt.
Diese musikalische Qualität galt es zu halten, bzw., so weit möglich, zu verbessern. Nicht als Selbstzweck, sondern in dem Bewußtsein, daß auf Dauer eben nur gutes Musizieren den Mitgliedern Freude macht und - das ist. der eigentlich wichtigste Grund - Musik zur Ehre Gottes kann man, so glaube ich, nur mit ganzem Herzen und innerem Engagement machen;
ihm weniger zu geben als unser Bestes ist zu wenig.
Mit viel Begeisterung hatte ich seit einigen Jahren Nachwuchsarbeit betrieben. Ein selbständiger Chor, nur verstärkt durch unseren Tubabläser G. Schmitt, war ein vielversprechendes Zeichen für künftige Chorarbeit. Doch leider mußte ich hier ähnliche Erfahrungen machen wie mein Vorgänger und viele meiner Kollegen: AUS Vielen wurden Wenige. Zu den Punkten, die bereits früher die Zahl der nachwachsenden Bläser dezimiert hatten, kamen jetzt erschwerend andere Gründe hinzu. Ausbildung und Wehr-/Ersatzdienst, berufliche Veränderungen, teilweise verbunden mit Umzug, führten zu manchen Schwierigkeiten.

Aber es gab auch positive Entwicklungen. Sechs junge Bläser (T. Lauber, J. Schmitt, G. Lauber, B. Fleischer, Fr. Seitz und J. Spies) waren mit dem üblichen nicht zufrieden. Sie wollten mehr, übten regelmäßig und selbständig, nahmen 1982 als Sextett an „Jugend musiziert" teil, und erreichten ein erstaunliches Niveau, in den Folgejahren trat dieses Sextett häufig selbständig auf. Wir haben gemeinsam mit Kirchen- Posaunen- oder Jugendchor Konzerte und Abendmusiken durchgeführt (u. a. 1985 ein Konzert in Nierstein) und 1985 die Musik für eine Morgenandacht von Pfr. Zeiss im Hessischen Rundfunk gestaltet. Bereits 1983 hatten die sechs jungen Bläser mit unserem damaligen Pfarrer Kreck eine Konzertreise durch Irland unternommen.
Die Chorarbeit insgesamt hat sich in diesen Jahren, trotz teilweise großer Fluktuation, positiv entwickelt, was an der Vielzahl durchgeführter Konzerte und Abendmusiken ablesbar ist. Neue Literatur wurde erarbeitet, alte Traditionen, wie etwa das Weihnachts- und Osterblasen im Dorf und das Blasen vom Turm an Silvester, fortgesetzt, neue Traditionen begründet, wie das Adventssingen mit allen Chören und der Gemeinde.
Vor zehn Jahren haben wir das 90-jährige Jubiläum mit einer Abendmusik im September (Prof. Ritter, Orgel/Bläserkreis der Johanneskirche) und einem Bläsertag im Dezember gefeiert. Dieses Jahr nun, beim 100-jährigen, sind einige Bläserinnen und Bläser dabei, die ihre Ausbildung B. Fleischer, T. Lauber und Horst Faber zu verdanken haben. B. Fleischer hat mich in der Ausbildung des Nachwuchses ab 1983 zunächst unterstützt und dann die nicht leichte Aufgabe alleine gemeistert. Er wurde dann, bedingt durch schulische Weiterbildung, von T. Lauber abgelöst. Beide erhielten Unterstützung durch J. Spies, der sich vor allem um die Posaunisten kümmerte.
im Sommer 1986 haben ich die Leitung des Chores Horst Faber übergeben. Ein neuer Leiter, aber aus den eigenen Reihen - die Kontinuität der Chorarbeit war, wie das 100-jährige Jubiläum unterstreicht, gesichert.

Hans Joachim Reh
(aus der Festschrift 100 Jahre Posaunenchor Langgöns)

 

Posaunenchor 1986

1986 Dirigentenwechsel Hans-Joachim Reh Horst Faber

 


Horst Faber 1990
Der Posaunenchor
Langgöns
unter der Leitung
von Horst Faber
(1986 - 1990)
 

Mein bläserischer Lebenslauf
beginnt auch in Klein-Linden. 1953 lernte ich bei Ludwig Vogel sen. das bläserische ABC auf dem Waldhorn. Ich spielte dann bis zum Abitur im Posaunenchor des CVJM Gießen, der unter Alfred Joswig neu aufblühte. Es ergaben sich schon damals enge Kontakte zum PC Langgöns. Die beiden Chöre unterstützten sich gegenseitig bei kirchenmusikalischen Veranstaltungen. Diese schöne Tradition wurde fortgesetzt im gemeinsamen Konzert zum 100-jährigen Jubiläum des CVJM Gießen 1987 in der Petruskirche.
Nach dem Studium spielte ich dann einige Jahre Tenor-Posaune im Bläserkreis der Johanneskirche unter Kantor Prof. Ritter. Nach dem Umzug nach Langgöns 1973 wurde ich Mitglied im Langgönser Posaunenchor, damals noch unter der Leitung von Richard Boller. Die Nachfolge von Hans Joachim Reh trat ich 1986 an.
Meine beiden Vorgänger sind mir in ihrer geistlichen und musikalischen Ausrichtung wegweisend geworden.
Ob es geistlich in einem Posaunenchor stimmt, ist ablesbar an der religiösen und ethischen Einstellung seiner Mitglieder selber und an den Einsatzbereichen eines PCs.
Stimmt der bläserische Dreiklang noch aus missionarischem, diakonischem und liturgischem Bläserdienst? Wir haben uns mit dem Anspruch auseinanderzusetzen, daß im PC nur ernste, entschieden gläubige Christen etwas zu suchen hätten. Meine Meinung ist, daß bei uns Mitglieder Platz finden, die dem Glauben fragend, kritisch aber nicht gleichgültig gegenüber stehen. Junge Leute gehen in der Regel in den Posaunenchor, weil sie Freude am Musizieren mit Trompete oder Posaune haben. Die geistliche Begründung und Zielsetzung des Blasens wird ihnen nicht immer bekannt sein. Unsere Bläser werden dann an christliche Glaubens- und Lebenspraxis herangeführt durch die Beteiligung am gottesdienstlichen Leben in der Kirchengemeinde (liturgisches Blasen), im diakonischen Blasen des Freudemachens und Tröstens, im missionarischen Bläserdienst auf Straßen, Plätzen und in Zelten.
Wichtig ist, daß der Geist Jesu lebendig ist in der Art des Umgangs miteinander. Wir sollten nicht über den verfall christlicher Lebensformen jammern, sondern uns freuen, daß sich noch so viele junge Menschen musizierend im Posaunenchor einfinden. Auch sollten wir sie ohne Überprüfung ihres Glaubens vorbehaltlos akzeptieren, um uns mit ihnen gemeinsam auf den weg zu machen, den speziellen Auftrag des Posaunenchores immer besser kennenzulernen, einzuüben und auch persönlich anzunehmen.
Posaunenchor - nicht als geistliche Elitetruppe -, sondern als Lerngemeinschaft im Glauben.
Zu Beginn meiner Tätigkeit als Chorleiter hatten wir wieder schmerzhafte Abgänge guter Bläser durch Berufsausbildung, wehr-, Zivildienst und Studium zu verkraften. Doch wir können dankbar feststellen, daß der Kontakt zum heimischen PC bestehen blieb und wir in den Semesterferien und bei besonderen Anlässen bläserische Unterstützung erfuhren, z. B. beim Probstei - Gesangtag im Frühjahr 1989 in Lich. Dort unterstützten uns Johannes Schmitt und Berend Faber mit ihren Solo-Tropeten in einem anspruchsvollen Programm.
Mein Dank gilt auch Wolfgang Spies, der nach entsprechender Ausbildung meine Vertretung in der Chorleitung übernehmen konnte.
Auch die zuletzt ausgebildete Gruppe junger Bläser- und hier vor allem das weibliche Element-, belebte unseren Chor. Wir erreichten in kurzer Zeit wieder ein gutes musikalisches Niveau. Sicher stimmt der Satz: „wem die Jugend gehört, dem gehört die Zukunft", doch es gilt auch: „Ein PC der zum großen Teil aus Jungbläsern besteht, ist sehr großen Schwankungen in seiner Leistung und in seinem Bestand ausgesetzt. Die Jugendlichen gehen in ihrer Ausbildungszeit, meist mit einem Wohnortwechsel verbunden, dem Chor zumindest für einige Jahre verloren.
Nur ein starker und beständiger Stamm an erfahrenen Bläsern garantiert das Fortbestehen des Chores.
 
Ich danke meinen Bläsern, die über Jahre hinweg dem Chor die Treue halten. Stellvertretend für alle nenne ich Helmut Reh, der seit 1933 dem Posaunenchor angehört. Wir danken ihm für seinen bläserischen Dienst und vorbildlichen Einsatz. 57 Jahre lang stellte er seine Person und sein musikalisches Können dem Chor zur Verfügung.
Wir nennen auch Pfarrrer Karl Zeiß. Es war ein bewegender Augenblick, als Karl Zeiß vor einigen Jahren sein Flügelhorn aus Goldmessing einem Jungbläser übergab.
Aktiv auf Bildern aus den 20er und 30er Jahren ist Karl Zeiß immer ein
Freund der Bläserarbeit geblieben.
Auch unter meiner Leitung wurde die Langgönser Bläsertradition fortgeführt im Dienst in der Kirchengemeinde, bei der Mitgestaltung von Gottesdiensten und Feiern, beim Turmblasen und Blasen im Dorf, in Altenheimen und Kliniken. Ferner wirkten wir mit beim Weihnachtslieder-Singen der Kirchengemeinde und auf dem Weihnachtsmarkt. Wir wurden auch wieder zu anderen Kirchengemeinden der Umgebung gerufen; zuletzt zu einem sehr schönen Gottesdienst im Freien in Leihgestern - im Sommer 1990.
Die Art der Bläsermusik hat sich auch nicht geändert. Für mich kann Bläserklang sowohl markant-festlich sein, als auch weich und lyrisch - je nach Art der Komposition.
Unser Posaunenchor hat in den letzten Jahren auch versucht, neue Akzente zu setzen, z. B. die Gestaltung sogenannter Bläsergottesdienste zu verschiedenen kirchlichen Feiertagen.
Wir haben einen Schatz evangelischer Kirchenmusik zur Verfügung und sollten vor allem die Liturgie musikalisch ernster nehmen. Auch sollten wir ein singender Posaunenchor werden bzw. bleiben.
Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Kirchenchor im Zusammenspiel zwischen Bläsern und Sängern.

Ich schließe mit einem Zitat Luthers:
„Wo die Musik sich mit dem Wort verbindet, da kann sie wie nichts anderes das Wort eindringlich machen"

„Bis orat, qui cantat" „Doppelt betet, wer singt" - und bläst!

Horst Faber
(aus der Festschrift 100 Jahre Posaunenchor Langgöns)

Posaunenchor 1990

Der Posaunenchor im Jubiläumsjahr 1990 (100 Jahre Posaunenchor Langgöns)

Oben: Dietrich Faber, Gerald Lauber, Dieter Brückel, Berend Faber, Horst Faber,
Maria-Christine Faber, Friedel Boller, Jörg Spies, Christian Krauß

Mitte: Holger Döpper, Andreas Christ, Torsten Lauber, Wolfgang Spies, Annette Wagner;
Christoph Strube, Frank Reusch, Birgit Lauber, Esther Spies, Gerhard Schmitt

Unten: Gerhard Lauber, Helmut Reh, Joachim Christ, Heiko Puhl, Frank Seitz, Peter Bollernach oben

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